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"Der konkrete Anstoß zur Aufnahme
und Modifikation der Johannestaufe ist nicht mehr rekonstruierbar" 1. Pfingsten: Der
Geistempfang - der Ursprung der Kirche Vorbemerkung Meine Beschäftigung mit dem Thema
'Taufe' wurde veranlasst durch meine Ganztaufe in einer baptistischen
Gemeinde vier Monate nach meiner Bekehrung. Meine Bekehrung war das entscheidende
Ereignis meines Lebens. Meine Taufe dagegen war völlig überflüssig, sie war
'viel Lärm um nichts'. Aufgrund meiner negativen Tauferfahrung
fragte ich: wie ist der Ritus der christlichen Taufe entstanden? 1. Pfingsten:
Der Geistempfang - der Ursprung der Kirche Ausgießung des Geistes: “Und als der
Pfingsttag gekommen war ... wurden sie alle vom Heiligen Geist erfüllt und
fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab
auszusprechen” (Apg 2,1.4). Zum-Glauben-Kommen und Geistesempfang gehören zusammen: „Habt
ihr den Geist empfangen als ihr gläubig wurdet“ (Apg
19,2)? Mit Jesus kommt auch der heilige Geist 'in uns wohnen'. Cornelius und seine Leute empfingen den
Heiligen Geist als Petrus zu ihnen sprach (Apg
10,44f). Später berichtet Petrus den Christen in Jerusalem: “Als ich aber
anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie ebenso wie am Anfang auf uns.
Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit
dem Heiligen Geist getauft
werden” (Apg 11,15f)? (Apg
10f, s. Text 2,12). In dem Wort des Herrn, das Petrus
wiederholt, ist von dem Geistempfang, nicht aber von der Wassertaufe die Rede. Nachdem auch auf
die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen war, sprach Petrus: „Kann
auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den heiligen Geist
empfangen haben ebenso wie wir? Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen
Jesu Christi“ (10,47f). Die Heiden wissen nichts von einer Taufe, sie können
deshalb auch nicht
um die Taufe bitten. Von einem Verwehren des Wassers zur Taufe kann deshalb
keine Rede sein. Weil Lukas aber keine rechte Begründung für die Wassertaufe
anführen kann, muss er die Heiden um die Taufe bitten lassen. Eigentlich müsste Philippus dem
Kämmerer (Apg 8,36) erklären, warum dieser sich
taufen lassen soll. Indem Lukas ihn um den Taufempfang bitten lässt, verdeckt
er das Problem, dass er keine Begründung für die Wassertaufe geben kann. Auch
in Apg 2,37 muss Lukas die Zuhörer fragen lassen:
„Was sollen wir tun“? um die Wassertaufe anbringen zu können, ohne eine
Begründung für diesen Ritus angeben zu müssen. Apollos aus Alexandria wusste von der Taufe des Johannes. Von einer
nachträglichen Wassertaufe des Apollos wird nichts berichtet: “Dieser
[Apollos] war unterwiesen im Weg des Herrn und redete brennend im Geist und
lehrte richtig von Jesus, wusste aber nur von der Taufe des Johannes” (Apg 18,25) (dagegen 19,5). In der Petrusrede im Anschluss an die
Heilung des Gelähmten fordert Petrus die Hörer nicht auf, sich taufen zu lassen, sondern
spricht: “So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt
werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und
er sende den, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus” (Apg 3,19f). "An diesem Tage wurden hinzugefügt
etwa 3000 Menschen"
(2,41). Weil die Gemeinde plötzlich mächtig wuchs, brauchte man ein
Unterscheidungsmerkmal, z.B. für die tägliche Verpflegung und für die
'Verteilung' aus der Kasse, wer zur Gemeinde gehörte und wer nicht. Die Übernahme der
Johannestaufe bot sich als Aufnahmeritus an: "Drei Elemente - das
Gegenüber von Täufer und Täufling, die Ausrichtung der Taufe auf Israel und
ihre absolute Einmaligkeit - verbinden die Johannestaufe und die
urchristliche Taufe miteinander" (Lo 43). Aus
der Taufe des Johannes ist eine Taufe im Namen /auf den Namen Jesu geworden.
Jetzt geht der Taufe kein öffentliches Sündenbekenntnis mehr voraus, sondern
ein öffentliches Bekenntnis zu Jesus als dem Messias Israels, später zu Jesus
als dem Kyrios (Lo 49f). Für die Nachwahl des zwölften Apostels "war
eine Menge von etwa hundertzwanzig beisammen" (1,15). Für diesen
überschaubaren Kreis war ein Aufnahmeritus noch nicht notwendig. Eine nachträgliche Taufe
dieses Personenkreises wird nicht
berichtet. Wer hat z.B. Petrus getauft?
Wenn die Taufe Heilsbedeutung gehabt hätte, wieso war sie für diesen
Personenkreis überflüssig? Taufe zur Sündenvergebung? "Tut Buße, und jeder von euch
lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer
Sünden..." (Apg 2,38). Hananias forderte
Paulus auf: "Lass Dich taufen und deine Sünden abwaschen" (Apg 22,16). Wenn die Sündenvergebung durch die Taufe
bewirkt würde, müsste die Taufe ständig wiederholt werden. G. Lohfink: Wenn Jesus je getauft hat, dann muss er
bald wieder mit dem Taufen aufgehört und eine ganz andere Art von
Verkündigung begonnen haben, in der die Taufe keine Rolle mehr spielte. Wenn
er aber bald wieder mit dem Taufen aufhörte, so muss er dafür schwerwiegende
theologische Gründe gehabt haben. Wieso konnte die Urkirche von neuem mit der
Taufe beginnen - gegen die Gründe, die Jesus an einer Fortführung seiner
Taufpraxis gehindert hatten (Lo 37)? Jesus selbst hat nicht getauft; auch hat er weder
seine Jünger zu Johannes geschickt, um sie taufen zu lassen, noch hat er
seine Jünger aufgefordert, zu taufen. G. Barth: Das umfangreiche Material der
synoptischen Überlieferung läßt keinerlei direkten
oder indirekten Hinweis oder Bezug auf eine Tauftätigkeit Jesu erkennen,
während es solche Bezüge auf die Johannestaufe durchaus enthält (Mk 11,30 par; Lk 7,29; Mt 21,32). Dass sich in der Verkündigung Jesu wohl
Bezugnahmen auf die Johannestaufe, aber nirgends irgendeine Anspielung oder
Bezugnahme auf seine eigene Tauftätigkeit erhalten haben, spricht gegen den
historischen Wert der Angaben von Joh 3,22.26;
4,1f. Im Joh-Ev hat die Erwähnung der Tauftätigkeit
Jesu eine deutlich polemische Tendenz: Jesus tauft mehr Menschen als Johannes
(Joh 4,1; 3,26); es soll die Überlegenheit der
Tauftätigkeit Jesu und damit der christlichen Taufe gegenüber der des
Johannes demonstriert werden (Ba 38f). Diese angebliche Tauftätigkeit Jesu
wird im nächsten Vers sofort wieder zurückgenommen: “Jesus selber taufte nicht” (Joh 4,2). Der Taufbefehl (Mt
28,19) ist ein relativ später Text, dessen Überlieferung sich nicht bis in die erste Zeit
nach Ostern oder gar ins Leben Jesu zurückverfolgen läßt.
Schon die Formelhaftigkeit des triadisch
ausgestalteten Taufwortes läßt eine jüngere
Entwicklung vermuten (11). In der Tradition, die Ostererscheinung und Sendung verbindet, begegnet vor der
Abfassung des Mt-Ev nirgends eine Verbindung mit
der Taufe oder gar mit einem Taufbefehl. Auch in den Aussendungsworten Mt 10 par erscheint sie noch nicht, obgleich diese urchristliche
Erfahrungen spiegeln. Erst Matthäus hat den Missionsbefehl durch den Befehl
zum Taufen erweitert und damit interpretiert. Er hat dabei die Taufformel
aufgegriffen, die in seiner Gemeinde in Gebrauch war. Erst nachdem die
Heidenmission anerkannt war, konnte der Missionsbefehl Jesu formuliert worden
sein (11,14). Mk 16,16 ist ein späterer Zusatz (Ba 14). An die Stelle der Taufveranstaltung des
Täufers tritt bei Jesus die Basilea und das ihr gemäße Verhalten (s. Text
21b) Obwohl Lukas am Institut der Taufe aufs
stärkste interessiert ist, hat er keinen Taufbefehl. In Lk
24,47 sagt der Auferstandene, in seinem Namen solle man allen Völkern Umkehr
zur Vergebung der Sünden predigen. Diesen Text hat Lukas im Rückgriff auf Mk 1,4 selbst formuliert. In dem breiten Spektrum der
urchristlichen Überlieferung fand Lukas keinen Taufbefehl Jesu vor, auf den
er hätte zurückgreifen können. Lukas gibt nicht zu erkennen, dass die Wassertaufe dem Willen
des auferstandenen und erhöhten Herrn entsprach. Die Tatsache, dass es Lukas nicht gelingt, die
urchristliche Taufe unmittelbar auf einen Taufbefehl des Auferstandenen
zurückzuführen, ist äußerst bemerkenswert (38f). Der Täufer hat sich nicht als Vorläufer eines
kommenden Messias oder sonst einer eschatologischen
Gestalt, die mit heiligem Geist taufen würde, verstanden. Auch wenn man davon
ausgeht, dass der Kommende, von dem er spricht, eine Figur im eschatologischen Drama ist, die sich von Gott selbst
unterscheidet, wäre es für das Judentum doch völlig singulär, dass eine
solche Gestalt den Geist der Endzeit übereignen könnte. Die eschatologische Geistverleihung ist nach jüdischer
Auffassung einzig und allein Gottes Sache, niemals die des Menschensohnes.
Erst die christliche Gemeinde lässt neben Gott auch Jesus Christus
Geistvermittler sein (45). In der christlichen Tradition lässt
sich von Anfang an eine starke Tendenz beobachten, Johannes zum Vorläufer,
zum Vorausverkünder, zum Zeugen Jesu zu machen und seine Taufe von der
christlichen Taufe abzuheben. In der Antithese: „Ich habe euch mit Wasser getauft, aber nach mir
kommt einer, der euch mit heiligem Geist taufen wird“ wird ein
christliches Interpretationsschema angelegt (45). In der frühesten Urgemeinde laufen das
Phänomen der Geisterfahrung und die konkrete
Taufpraxis zunächst nebeneinander her und werden erst sekundär miteinander
verbunden (Apg 2,14-; 8,14-17; 10,44-48). Johannes
hat eine Feuertaufe aber keine Geisttaufe angekündigt (46). Die 144000 (Offb
7,1-8) stehen für das aus den Juden gesammelte, wahre Israel. Die Restitution
des Zwölfstämmevolkes geschieht durch nichts
anderes als durch die Versiegelung, d.h. durch die Taufe. Die Taufe rettet
vor dem Gericht. Durch das Siegel der Taufe wird das wahre Israel versammelt
und auf das nahe Ende zugerüstet (48). Apg 2,40: „Lasst euch erretten aus
diesem tückischen Geschlecht“, d.h.: lasst euch angesichts des nahen
Endes durch Umkehr und Taufe vor dem Gericht retten! Nach Apg
2 gibt es keinen Taufunterricht und keine Taufvorbereitung. Sofort am
Pfingsttag werden 3000 Menschen getauft
(V 41). Die Zeit drängt. Bis zur Wiederkunft des Menschensohnes bleibt wenig
Zeit. In dieser Zeit sollte das wahre Israel durch das Siegel der Taufe
zugerüstet und gesammelt werden (Schnelltaufen: 8,36-38; 10,44-48;16,33) (48). Jesus konnte die Johannestaufe nicht übernehmen, weil er
in seiner Verkündigung andere Akzente setzt: Die Johannestaufe steht im
Kontext einer Gerichtspredigt. Sie bedeutet Rettung vor dem drohenden
Zorngericht. Für Jesus ist jedoch nicht die Ankündigung des Gerichts konstitutiv, sondern
die Ankündigung des Heils. Jesus sagt nicht: Kehrt um, damit ihr im Gericht gerettet werdet,
sondern er sagt: Das Heil ist da, deshalb kehrt um. Jesus verkündet die
befreiende, aufrichtende und Erbarmen schenkende Nähe Gottes. Und zwar so,
dass Gott und die Gottherrschaft in seinem Tun schon verborgen anwesend sind.
In seinem Heilsruf, in seinen Heilungen, in seiner Annahme der Sünder
vergegenwärtigt Jesus zeichenhaft die Nähe und die Zuwendung Gottes. Das Tun
Jesu vergegenwärtigt den verzeihenden und sich erbarmenden Gott. Diese
Sinnmitte seiner Predigt hätte Jesus durch die Übernahme der Johannestaufe
verdeckt. (An der Unmöglichkeit, dass Jesus während seiner öffentlichen
Wirksamkeit getauft
hat, scheitert die These, die Jünger Jesu hätten während dieser Zeit
weitergetauft. Eine solche Diskrepanz zwischen dem Tun Jesu und dem seiner
Jünger ist unannehmbar) (49). Der konkrete Anstoß zur Aufnahme und
Modifikation der Johannestaufe ist nicht mehr rekonstruierbar (52). 4. Die Übernahme
der Johannestaufe durch die Christen Die Johannestaufe ist ein eschatologisch-messianisches Bußsakrament „zur
Vergebung der Sünden“, das die mit ihr Versiegelten im kommenden
Feuergericht bewahrt. Dieses vom Täufer ausgebildete Instrument haben die
Christen sehr bald nach Ostern ohne einen ausdrücklichen Taufbefehl ihres
Herrn und auch nicht
legitimiert durch die bloße Fortsetzung einer etwa vom irdischen Jesus
geübten oder ausdrücklich sanktionierten Praxis übernommen und in der
Auseinandersetzung mit der Täufersekte in Anknüpfung und Widerspruch neu
interpretiert (146). Die Gründe zur Übernahme der Taufe
mögen mit darin liegen, dass zahlreiche Christen – ehemalige
Johannestäuflinge – aus der Täufersekte zur christlichen Gemeinde fanden. Ein
stärkeres Motiv zur christlichen Aufnahme der Johannestaufe war
wahrscheinlich die durch die Osterereignisse ausgelöste, der täuferischen
Enderwartung fast analoge, apokalyptische Bewegung, die nach der neuen
Institution des Taufbrauches rief. Denn die Jünger haben die Ostererscheinungen ihres auferstandenen Herrn als den
Anbruch der apokalyptischen Endereignisse verstanden. Jetzt, da man den
Richter unmittelbar vor der Tür wusste, galt allen die Forderung: „Kehrt
um und lasse sich ein jeder taufen auf den Namen des Herrn Jesus Christus zur
Vergebung der Sünden“ (Apg 2,38) (146f). Dass die urchristliche Taufe zunächst
genau wie ihr unmittelbares Vorbild, die Johannestaufe, in der
Sündenvergebung ihren Sinn hatte, zeigen Stellen wie: Apg
22,16.38; 1Kor 6,11; Eph 5,26; 1Ptr 3,21 u.a. (147 Anm. 2). Um die Taufe der Christen von der
Johannestaufe klar zu unterscheiden, wurde von Anfang an der Name Jesu über
dem Täufling genannt. Die Taufe ist zunächst nicht am schon geschehenen Heil orientierter
Initiationsritus, sondern sakramentale Versiegelung im Blick auf das kommende
Weltgericht (148). War die christliche Taufe durch das
Namensmotiv deutlich von der Praxis der Täuferanhänger geschieden, so hat
sich mit ihr offenbar schon unter dem Eindruck der ersten österlichen
Erfahrungen alsbald der Gedanke der Geistverleihung verbunden. Es ist Gottes
endzeitlicher Geist, der die Reinigung von den Sünden bewirkt, was die bloße
Wassertaufe des Johannes nicht
zu leisten vermag. So wird die Geistbegabung zum Schibbolet
in der Auseinandersetzung mit der Täufersekte. Mit alledem ist aber die
christliche Taufe zunächst geblieben, was die Johannestaufe von Anfang an
war, nämlich eschatologisches Bußsakrament zur
Sündenvergebung (149). Aus der durch die apokalyptischen
Osterereignisse wieder aufgelebten eschatologischen
Bußtaufe als Siegel der Rettung im künftigen Gericht wird bald der zunehmend
immer stärker rituell geordnete Initiationsakt, der die Annahme des Kerygmas besiegelt und die Aufnahme in die Kirche
rechtskräftig verbürgt (150). 5. Die
Tauflegende stammt aus der hellenistischen Gemeinde. Die älteste Auffassung vom Leben Jesu
ist die unmessianische. An Stellen wie Apg 2,36f
und in der Röm 1,3f zugrunde liegenden
Gemeindetradition kommt die ältere Auffassung, dass Jesus nach Tod und
Auferstehung zum Messias erhöht wurde, noch zum Vorschein. Die Gemeinde hat
Jesu Messianität in sein Leben zurückdatiert in der
Überzeugung, dass die Taufe den Geist verleiht. Da diese Überzeugung sich nicht auf die Johannestaufe
beziehen konnte, auf die christliche aber erst auf hellenistischem Boden, so
kann die Tauflegende erst hellenistischen Ursprungs sein (267). Für die Tatsache, dass die Tauflegende
aus der hellenistischen Gemeinde stammt, spricht auch, dass Q die Taufe Jesu
offenbar nicht
erzählt hat, obwohl Q einen Abschnitt über den Täufer, seine Bußpredigt und
seine messianische Verkündigung enthielt (268). Wenn die Tauflegende unter dem Einfluss
des christlichen Kults gestaltet wurde, so kann es nicht wundern, dass sie bald unter
diesem Einfluss noch weiter ausgestaltet wurde, nämlich in dem Sinne, dass
sie nun zur Begründung des christlichen Taufkultes dient und so zur
Kultuslegende im eigentlichen Sinne wird. Wie sonst in der
Religionsgeschichte das kultische Mysterium auf ein erstes Erleben der
Kultgottheit zurückgeführt, in seiner Geschichte begründet wird, so ist in
der alten Kirche die Geschichte von der Taufe Jesu bald als Kultuslegende in
diesem Sinne aufgefasst worden. Jesus ist der Erste, der die Taufe mit Wasser
und Geist empfangen und damit wirkungskräftig für die Gläubigen inauguriert hat (269). 6. „Der Kirche
fehlte nichts, wenn sie die Taufe nicht
hätte und sie auch nicht
mehr übte“ ‚Die’ Tauflehre des Neuen Testamentes
gibt es nicht.
Paulus sagt den Gemeinden nicht:
Wenn ihr tauft, geschieht das und das; oder: euer Taufen soll so und so
geschehen, sondern Paulus spricht Christen auf ihr Getauft-Sein an. Da
Paulus die Taufe selbst nie zum eigentlichen Thema macht, muss man
bestreiten, dass wir überhaupt von einer Tauflehre des Paulus sprechen können
(171). Röm 6,1ff redet nicht von der Taufe, sondern hat die
Ethik zum Thema. Die Ethik wird von der (schon geschehenen!) Taufe her
expliziert. Paulus will die Römer zum rechten Wandel anleiten. Die Getauften
werden zum Tun gerufen. Mit Hilfe der Explizierung des Getauft-Seins legt
Paulus das tätige Christ-Sein aus (172). In 1 Kor 12,12f begründet Paulus die
Einheit des Leibes Christi von der einen Taufe her. In 1 Kor 1,11ff führt er
durch Interpretationen der geschehenen Taufe die Spaltungen in der Gemeinde
ad absurdum. Paulus benutzt argumentierend das Getauft-Sein der
Leser. Er hebt dabei jeweils den Aspekt heraus, der für die christliche
Existenz der Leser im Augenblick wichtig ist (172). - Das Nebeneinander von Glaube und
Taufe Gal 3,26f Ein übernommener Brauch wurde mit Hilfe
des Kerygmas ausgelegt – und zwar in ganz
verschiedene Richtungen hinein. Die christliche Taufe konnte nichts anderes
geben, als das Kerygma gab, das den Brauch auslegt.
Es handelt sich um eine geschichtliche Zufälligkeit, dass die Urgemeinde
gerade diesen Brauch aufnahm. Denkbar wäre ebenso gewesen, dass die
Urgemeinde einen anderen Brauch der Umwelt mit derselben Funktion in Dienst
genommen hätte (174f). War die Taufe erst einmal
selbstverständliche Sitte geworden (die man auch noch auf einen Befehl des
Auferstandenen zurückführte Mt 28,18ff) und war die
Taufe in verschiedene Richtungen hinein interpretiert worden, dann war es
geradezu selbstverständlich, dass sich nun auch programmatische Aussagen
ausbildeten (175). Die Heilsnotwendigkeit der Taufe ist nicht zu begründen. Wir
haben es aber mit einem selbstverständlich geübten Brauch zu tun, der sich
vom Kerygma her interpretieren lässt. Der Kirche
fehlte nichts, wenn sie die Taufe nicht hätte und sie auch nicht mehr übte (176). Die Taufe kommt als Brauch zu uns. Wir
stehen vor der Frage, ob wir diesen Brauch füllen können. Der Erwachsene, der
durch die Botschaft zum Glauben gekommen ist, der eine neue Kreatur geworden
ist, bedarf nicht
der Taufe, um zu werden, was er schon ist. Nicht füllen darf man die Taufe mit Inhalten,
die beim Täufling (Erwachsenentaufe) schon vorhanden sind. Es muss auf jeden
Fall der Eindruck vermieden werden, als mache erst die Taufe das alles zu
einer dem Täufling zugeeigneten Wirklichkeit, was dieser als ein dem Kerygma Glaubender schon empfangen hat. Das anfangs
problemlose Nebeneinander von Wort und Sakrament darf heute auf keinen Fall
zu einem grundsätzlich nötigen Nebeneinander gemacht werden (176f). Paulus setzt voraus, dass alle
Christen, selbst die ihm fremden römischen Christen (Röm
6,3f), die Wassertaufe empfangen haben. Deshalb kann er sie auf ihr Getauftsein ansprechen und das Bild der Wassertaufe zur Erläuterung
seines eigentlichen Themas: die Bedeutung des Christusgeschehens für die
Gegenwart und Zukunft, verwenden. Paulus beruft sich nirgendwo auf seine
eigene Wassertaufe. Nirgends macht er die Wassertaufe zum Thema. Paulus ist nicht berufen zu taufen: “Christus
hat mich nicht
gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen ... ”
(1Kor 1,17). Nirgendwo läßt
Paulus durchblicken, dass er der Ansicht ist, dass seine evangelistische
Arbeit unvollständig sei, dass ein anderer sie durch die Wassertaufe ergänzen
und vervollständigen müßte: “Wenn Ihr auch
zehntausend Erzieher hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter, denn ich
habe euch gezeugt in Jesus Christus durchs Evangelium” (1Kor 4,15) Die Taufpraxis dürfte für Paulus
problematisch gewesen sein, weil die Gefahr, die Wassertaufe als ein magisch
wirkendes Mittel zu verstehen (1Kor 10,1ff), nicht zu vermeiden war. “Niemand kann Jesus den Herrn nennen
außer durch den Heiligen Geist”
Nach Paulus haben alle Gläubigen den
Heiligen Geist, denn eine Bekehrung ohne den Heiligen Geist ist nicht möglich. Das
ausgesprochene Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn ist Kennzeichen der
Erfüllung mit dem Heiligen Geist. “Wenn man von Herzen glaubt, so wird man
gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Wer den
Namen des Herrn anrufen wird, der wird gerettet” (Röm
10,10.13). “Der Heilige Geist kam auf euch herab, nachdem ihr die Botschaft
von Christus gehört und ihr geglaubt habt” (Gal
3,2). Die Wassertaufe ist für Paulus eine
äußerlich sinnbildliche Handlung ohne real begründenden Wert. Paulus benutzt
das Bild von der Wassertaufe, um das Christusgeschehen in Tod und
Auferweckung Jesu und die sich daraus ergebenden Konsequenzen anschaulich
darstellen zu können. Jeder Wert, der der Wassertaufe beigemessen wird,
schmälert den einzigartigen Wert des einmaligen Heilshandeln Gottes in
Christus Jesus. Röm 6 Paulus gebraucht das Bild von der
Wassertaufe, um das Heilshandeln Gottes in Christus, das mit der Bekehrung
dem Bekehrten persönlich zugute kommt, auszusagen und um die sich daraus
ergebenden Konsequenzen aufzuzeigen. Es geht ihm um die Begründung des neuen
Wandels in der Freiheit von der Macht der Sünde: (Röm
6,3): “Oder wisst ihr nicht,
dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft wurden”? (4) “Also wurden wir mit ihm
begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir - wie Christus durch die
Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde von den Toten - ebenso im neuen
Leben wandeln”. Wir sind mitgekreuzigt (6,6), mitgestorben
(6,8) mitbegraben (6,4) zusammengewachsen mit der Gestalt
seines Todes (6,5), damit wir im neuen Leben wandeln (6,4), damit wir
Zusammengewachsene mit der Gestalt seiner Auferstehung sein werden (6,5),
damit wir mit Christus Leben werden (6,8). Unsere Teilhabe am Tod Christi
entspricht unserer Teilhabe an der Auferstehung Christi und verpflichtet zu
neuem Wandel. Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt, damit der Leib der Sünde vernichtet
werde, so dass wir nicht
mehr der Sünde dienen (6,6). V4 müßte
eigentlich lauten: wir wurden mit Christus begraben und wir wurden mit
Christus auferweckt. Es gäbe keine Christen, wenn sie nicht im Glauben bereits
mit Christus auferweckt wären. Ohne eine 'Auferstehung' im Leben ist ein
"Wandel in Neuheit des Lebens" nicht möglich. Paulus korrigiert das
Entsprechungsschema zwischen Christus und den Christen, um ein
enthusiastisches Missverständnis abzuwehren. Er schrieb den Röm aus Korinth, wo er kurz zuvor sich in heftiger
Auseinandersetzung mit korinthischen Enthusiasten befand. Das Teilhaben am Christusgeschehen
steht in Röm 6 im Zusammenhang mit dem Motiv vom
Herrschaftswechsel, das das Heil als Absterben von den Unheilsmächten der
Welt und als Unterstellung des Menschen unter Christus als seinen neuen Herrn
versteht. "Bei Röm
6 muss man beachten, dass Paulus hier keine Tauflehre vorträgt, nicht über das
unterrichtet, was Taufe ist, sondern die Christen mit ihrer Taufe, mit ihrem Getauftsein konfrontiert. Paulus legt also nicht die Taufe, sondern
den Getauften aus" (Ma 17). Kol 2,12: 3,1.3f “Mit ihm (Christus) seid ihr begraben
worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferweckt worden durch den
Glauben an die Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten” (Kol 2,12). Die Taufe ist Bild, denn niemand wird
in der Taufe begraben und niemand wird durch die Wassertaufe auferweckt.
Unsere Auferweckung geschah im Glauben zusammen mit Christus bereits im Jahr
30. In der Bekehrung wird das Christusgeschehen für den Bekehrten zur
Wirklichkeit. Bekehrung ist “Totenauferweckung”.
Unser Mitauferwecktwerden ist ein schon bestehender
Tatbestand. Aber das Leben der Christen mit Christus ist noch “verborgen in
Gott”: “Wenn ihr mit Christus auferweckt worden seid, so suchet, was
droben ist, wo Christus ist, ..., denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist
verborgen mit Christus in Gott”. “Wenn aber Christus, unser Leben, offenbar
werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm in Herrlichkeit offenbarwerden”
(Kol 3,1.3f). Eph 4,5 “Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe”. Die Wassertaufe war ein wichtiger
Einheitsfaktor, weil alle Christen sie empfangen hatten. Gal 3,27 „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus
angezogen“. D.h. alle,
die zum Glauben gekommen sind, die Jesus Christus als ihren Herrn bekennen,
haben Christus angezogen. Um „Christus anzuziehen“ ist für Paulus die Taufe nicht notwendig, denn
normalerweise gebraucht er das Bild vom An- und Ausziehen ohne Taufbezug: „ziehet
an den Herrn Jesus Christus“, „den neuen Menschen“, „ziehet an ... herzliches
Erbarmen ... die Liebe“ (Röm 13,14; Eph 4,24; Kol 3,12.14; 3,9f). „Dies Verwesliche muß
anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche muß
anziehen die Unsterblichkeit“
(1Kor 15,53f): Ziehet die Waffenrüstung Gottes an“ (Eph 6,11). Nach Paulus kann die Taufe dem
Glaubenden nichts geben, was er in Christus, in dem
a l l e i n alles Heil beschlossen liegt, nicht schon längst hat. “In
Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden,
nach dem Reichtum seiner Gnade” (Eph 1,7). 8. Taufe im
Johannes-Evangelium? Joh 3,3.5 Das JohEv
schweigt über die christliche Taufe. Nirgendwo erscheint das Substantiv
‘Taufe’ noch das Verb ‘taufen’ außer im Mund des Täufers. Die Erwähnung der
Tauftätigkeit Jesu (Joh 3,22f.26; 4,1f) hat
polemische Tendenz (s.o.2). Bei der österlichen Aussendung fällt kein Wort
von der Taufe: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so
sende ich euch ... Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie
behaltet, denen sind sie behalten“ (Joh
20,21-23). „Es sei denn, dass jemand von neuem
geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Es sei denn, dass jemand geboren
werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,3.5).
„Von oben geboren werden“ wird erklärt
durch „geboren werden aus Wasser und Geist“. In den folgenden Versen (6ff)
geht es nur noch um den Heiligen Geist, das Wasser wird nicht wieder erwähnt. Nur
als ein von Gott Geborener kann man in die Gottesherrschaft gelangen, und nur
so das Leben gewinnen. Dazu bedarf der Mensch der Neuschöpfung durch Gott. Da
das Joh-Ev über die Wassertaufe schweigt, verstehe
ich die Worte ‘ aus Wasser und Geist’ als ‘aus lebendigem Wasser und Geist’. ‘Wasser’ ist Bildwort für ‘Geist’: „Wen
da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift
sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er
aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der
Geist war noch nicht
da; denn Jesus war noch nicht
verherrlicht“ (Joh 7,37-39). Jesus sprach zur Samariterin: „Wenn du
erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: gib mir zu
trinken! du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser ... Wer von diesem
(Brunnen-) Wasser trinkt, den wird wieder dürsten, wer aber von dem Wasser
trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das
Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers
werden, das in das ewige Leben quillt“ (Joh 4,10.13f). „Ich will Wasser gießen auf das
Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deine Kinder
gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen“ (Jes 44,3). „Ich will reines Wasser über euch
sprengen, dass ihr rein werdet,... Und ich will euch ein neues Herz und einen
neuen Geist in euch geben“
(Hes 36,25f). Joh 19,34 J. Becker: Die Beschreibung „alsbald
ging Wasser und Blut heraus“ ist als Folge des Lanzenstichs zu deuten.
Weil Blut und Wasser heraustraten, war Jesus tot. Man kann 19,34 als
natürlichen Vorgang verstehen, der nichts Wunderbares enthält, noch an sich
symbolische Bedeutung erzwingt, vielmehr bestätigt, was der Soldat durch den
Lanzenstich erfahren wollte, dass Jesus wirklich schon tot war, so dass das
Beinbrechen sich erübrigte. Der Lieblingsjünger bezeugt den Tod Jesu V35, so
wie er sich nach Vv 32-34 zutrug. Er ist der
letzte, der bei Jesu Sterben Zeuge war, und er ist der erste (20,8), der dann
an den Auferstandenen glauben wird (Be 707f). Nach dem Joh-Ev
hat jeder, der glaubt bereits jetzt ewiges Leben, ist aus dem Tode in das
Leben hinübergeschritten, ist bereits gerichtet. Was sollte eine Wassertaufe
daran noch verbessern? 9. Reinigung,
Erneuerung und Wiedergeburt durch das Wort und den Geist (1) Reinigung durch das Wort: “Er hat sie gereinigt durch das
Wasserbad in Wort” (Eph 5,26). Das Wort reinigt wie ein Wasserbad. “Ihr
seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe” (Joh 15,3). Die Reinigung erfährt der Mensch im Augenblick
seiner Umkehr durch das geglaubte Wort und die gläubige Anrufung des Namens
Jesus um Rettung: “Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet
werden” (Apg 2,21). “Er hat uns geboren...
durch das Wort der Wahrheit...” (Jak 1,18). (2) Erneuerung durch den Geist: “Ihr seid reingewaschen ... durch
den Geist Gottes”
(1Kor 6,11). “Wir sind alle durch den Geist zu einem Leib 'getauft' und alle mit einem
Geist getränkt” (1Kor 12,13). Die Christen sind durch den Geist 'getauft'; die Väter sind
durch die Wolke und durch das Meer 'getauft' (1Kor 10,2). “Gott rettete uns ... durch das Bad der
Wiedergeburt und Erneuerung durch den Heiligen Geist, den er über uns
reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus ...” (Tit 3,5f).
Gottes Rettungshandeln wird vermittelt durch den über uns ausgegossenen
Geist. Der Geist ist die Macht, die die Erneuerung und die Wiedergeburt
bewirkt. Die Wassertaufe ist weder eine Tötung noch eine Wiedergeburt: “Christus hat sich selbst für uns
gegeben, damit er uns erlöste ... und reinigte sich selbst ein Volk zum
Eigentum ...” (Tit 2,14). Der Heilige Geist reinigt und erneuert
wie ein Bad, er macht unser Leben neu, durch ihn sind wir wiedergeboren,
durch ihn haben wir das neue Leben aus Gott, das ‘ewige Leben’ in uns: “Ihr
seid wiedergeboren nicht
aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem
lebendigen Wort Gottes, das da bleibt” (1Ptr 1,23). “Gott hat uns wiedergeboren zu einer
lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten” (1Ptr 1,3). "In Christus Jesus gilt weder
Beschnitten- noch Unbeschnittensein (weder Getauft- noch Ungetauftsein)
etwas, sondern eine neue Kreatur" (Gal 6,15). Ob mit Wassertaufe
oder ohne Wassertaufe entscheidend ist die neue Kreatur in Christus Jesus. Die Wassertaufe ist kein neues Gesetz. Die Wassertaufe ist kein Sakrament,
denn es gibt nur ein einziges Sakrament (Heil- und Heilsmittel): Jesus
Christus, der gekreuzigte und erhöhte Herr. Anhang: Ist
Jesu Taufe historisch (Mk
1,9-11par)? Die Taufperikope
lässt weder den Täufer zum Christuszeugen werden noch kennt sie eine
Reflexion oder Reaktion Jesu. Nicht
einmal der Täufer wusste von einem Taufempfang Jesu. D.h. Jesus selbst hätte
von einem Taufempfang berichten müssen. Gleichzeitig hätte er korrigierend
hinzufügen müssen, warum er inzwischen von der Taufpraxis des Täufers Abstand
genommen habe (s. 2a). Jesu Taufe durch den Täufer hat der
urchristlichen Gemeinde schwer zu schaffen gemacht, deshalb - so der
Rückschluss - kann sie nicht
erfunden sein. Bei diesem Rückschluss geht man davon aus, dass die
Konsequenzen, die sich durch die Erfindung eines Taufempfangs Jesu durch Johannes
ergaben, im voraus erkannt worden wären. Ich stelle mir die Entwicklung so vor: - Das 1. Problem: Nach Pfingsten
brauchte die plötzlich entstandene Gemeinde einen Aufnahmeritus. Die Lösung: Man übernahm die Taufe des
Johannes und taufte auf den Namen Jesu. Petrus forderte seine gläubig
gewordenen Zuhörer auf: "lasst euch taufen auf den Namen Jesu
Christi" (Apg 2,38). Nachdem die
Wassertaufe christliche Praxis geworden war, zeigte sich - das 2. Problem: Warum taufen wir? Man
brauchte eine Begründung der Taufpraxis. Die Lösung: Man nahm einen Taufempfang
Jesu durch den Täufer an. Daraus entstand - das 3. Problem: Jesus unter dem
Täufer. Die Lösung: Die Taufperikope
Mk 1,9-11, eine christliche Fundamentalgeschichte. Weil eine Begründung der Taufpraxis
erst erfolgte, nachdem die Wassertaufe christliche Praxis geworden war, wird
nirgendwo im NT die christliche Taufe mit der Taufe Jesu in Verbindung
gebracht. Die Gemeinde erfand die Erzählung von
der Taufe Jesu durch Johannes, nicht
ahnend welche Schwierigkeiten sie sich damit bereitet hatte. Lässt sich doch
hier der Größere von dem Geringeren taufen und ordnet sich ihm unter (Mt 3,14) bzw. unterzieht sich der Sündlose einer
Bußtaufe. Von diesem Problem weiß das Mk-Ev (70 n.
Chr.) noch nichts. Das Mt-Ev versucht eine Lösung
für dieses Problem zu geben: Als Jesus sich taufen lassen wollte, suchte
Johannes ihn zu hindern, indem er sagte: “Ich hätte es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst
zu mir”? Jesu Antwort (Mt 3,15): “Laß jetzt; denn so ziemt es sich für uns, alle
Gerechtigkeit zu erfüllen”. Lukas reduziert das Problem, indem der
Täufer während Jesu Taufe nicht
‘anwesend’ ist (er war zuvor gefangengesetzt). Jesu
Taufe wird nur noch neben der Taufe des ganzen Volkes erwähnt: “Als alles
Volk sich taufen ließ und auch Jesus getauft wurde und betete...” (Lk
3,21f). Das Joh-Ev
erwähnt überhaupt nicht
mehr, dass Jesus getauft
wurde: “Am folgenden Tage sieht er (der Täufer) Jesus auf sich zukommen” (Joh 1,29). Es sieht so aus, als käme Jesus nur zum
Jordan, damit Johannes am Herabfahren des Geistes
erkennt, dass Jesus der ihm verheißene Geisttäufer ist. a. Hypothesen einer erst urchristlichen
Bildung der Taufperikope Die Taufperikope
lässt sich nach A. Vögtle am besten erklären aus der Absicht, einer
Falschfolgerung aus Jesu Empfang der Johannestaufe entgegenzutreten. Sie will
vom Standort des urchristlichen Christusglaubens auf nachdrückliche Weise
verkünden, wer und was der von Johannes getaufte und so diesem scheinbar
untergeordnete Jesus in Wirklichkeit ist: der höhere Gottesbote, nämlich der
verheißene Heilbringer selbst (98). Es lag unweigerlich in der Konsequenz
des Messias-Jesus-Glaubens, dass das urchristliche Interesse an Gestalt und
Botschaft des Täufers ganz und gar von der Begründung und Rechtfertigung des
Glaubens an den Messias Jesus bestimmt war (94). Der entscheidende Grund für die Bildung
der Taufperikope ist das judenchristliche Bedürfnis
zur Behauptung und Versicherung, dass der den Täufer anerkennende Jesus der
höhere und endgültige Gottesbote ist (96). Wenn die Offenbarungsszene verkünden
will, dass Jesus trotz der im Taufempfang erfolgten Unterordnung unter den
Täufer der Höhere ist, ist es nur folgerichtig, wenn die Gottesstimme Jesus nicht nur aus den übrigen
Täuflingen herausheben, sondern auch dem Täufer gegenüberstellen will. Die Taufperikope ist eine christologische
Fundamentalgeschichte. Das Zerreißen des Himmels, zeigt das die Heilszeit
eröffnende Handeln Gottes an. Die Offenbarungsszene will einen Mk 1,10f exklusiv Jesus auszeichnenden Sachverhalt
demonstrieren. Das nachdrücklich heraushebende und identifizierende „du bist“
betont gegenüber dem Täufer, dass Jesus der geliebte Sohn ist, niemand sonst.
Das Anliegen der Himmelsstimme ist die Klarstellung der heilsgeschichtlichen
Stellung Jesu gegenüber Johannes. Weil schon in Verbindung mit dem Empfang
der Johannestaufe über die heilsgeschichtliche Stellung des Täuflings Jesus
Auskunft erteilt werden soll, kann diese nur vom Himmel her ergehen. Diese,
das historische offenbarende Wirken Jesu voraussetzende Christusgeschichte
will von ihrem Ursprung her die Frage beantworten, wer und was der von
Johannes getaufte Jesus in Wirklichkeit ist: der den prophetischen Täufer
ablösende, höhere und endgültige Verkünder der eschatologischen
Heilsaktion Gottes (97ff). A. Vögtle schreibt: Nicht zu quälen braucht uns
die Frage, woher der Christ oder christliche Kreis, der für die Bildung der Taufperikope verantwortlich zeichnet, vom Faktum des
Taufempfangs Jesu wusste, obwohl dieser allem Anschein nach ursprünglich
weder durch ein Jesuswort noch durch eine Jesuserzählung überliefert wurde. (L.M.: Wieso braucht uns diese Frage nicht zu quälen? Wieso
‘Faktum’ des Taufempfangs?) Die Taufperikope setzt nicht mehr voraus als das
Wissen um die nackte Tatsache, dass Jesus die Johannestaufe empfing (95).
(Wieso gab es ein Wissen um die ‘nackte Tatsache’?) In der mkn Taufperikope war weder vorausgesetzt, dass Johannes Jesus
kennt oder gar einen Sonderfall von Taufbewerber in ihm erblickt, noch ist
Johannes an der Vision und Audition Jesu beteiligt,
so dass auch er nicht
erfährt, dass der eben von ihm Getaufte der Höhere, der verheißene
Heilbringer ist (99). Warum haben die Messias-Jesus-Gläubigen
nicht einfach
gesagt: Jesus ließ sich nicht
seinetwegen, sondern der anderen wegen taufen, weil er sich mit dem sündigen
Israel identifizierte, weil er sich gerade zu einer höheren, die des Täufers
überbietenden Aufgabe berufen wusste, nämlich zu stellvertretender Buße (95)?
Diese Argumente erscheinen erst sehr viel später bei Mt
3,13ff. Der Dialog Jesu mit dem Täufer in der
Neubearbeitung der Taufperikope durch Mt 3,13ff setzt ein Stadium der Reflexion voraus, in dem
der Täufer zum Zeugen der Messianität Jesu, und
zwar des in Jesus gegenwärtigen Messias geworden ist (Vö
99). Nach der Vordatierungshypothese ist die
Erzählung als einheitliche Komposition anzusehen, die unter Verwendung
traditioneller eschatologischer Elemente (Spaltung
des Firmaments, Herabkunft ‘des Geistes’, Ertönen
einer Himmelsstimme) und einer an Ps 2,7
anklingenden Adoptionsformel die Einsetzung Jesu zum König der Endzeit
aussagt, also den gleichen ‘Gottessohn’-Begriff
verwendet wie Röm 1,3f, jedoch die Einsetzung in
diese Würde von der Auferstehung auf die Taufe Jesu (vor)verlegt. Die taufätiologische
Hypothese ist der Auffassung, die Taufperikope sei
aus dem Bedürfnis entstanden, die Taufe Jesu als Prototyp der mit der
Geistmitteilung verbundenen christlichen Taufe darzustellen. Nach H. Thyen ist die Erzählung von Anfang an als ätiologische Kultlegende von der liturgischen Taufpraxis
der Gemeinde her gestaltet. Die christliche Auffassung der Taufe als Geistverleihung
bildet den Ausgangspunkt, nicht
Jesu Adoption oder Messiasweihe (Vö 88f). b. Die Ungeschichtlichkeit der Taufe
Jesu Man kann die Taufe Jesu nicht für ein historisches
Faktum halten, ohne gleichzeitig eine tiefgreifende Wandlung im Gottesglauben
Jesu vorauszusetzen. Johannes der Täufer hat in seiner
Predigt mit großem Nachdruck auf den ‘Kommenden’ hingewiesen, der Gottes
Gericht vollziehen wird. Rettung aus dem Gericht war nur durch Buße und Taufe
möglich. Johannes selbst hatte mit dem Heil nur insofern zu tun, als er mit
der Verkündigung dieses rettenden Bußsakraments von Gott beauftragt war.
Gottes Gericht war für den Täufer unheimlich nahegerückt. Johannes war ein
Asket. ‘Er aß nicht
und trank nicht’ (Mt 11,18), d.h. er fastete. Auch von seinen Schülern
verlangte er, dass sie fasteten (Mk 2,18). Das
Taufen des Johannes und sein Fasten haben dieselbe Wurzel: ein Leben der Buße
zu führen. Nur wer so lebt, kann getrost dem großem
Tag Gottes entgegenblicken (57f). Jesus hat Gottes Forderungen, wie sie
das Judentum verstand, radikal verschärft (Mt
5,21f.27f.33f.38ff.43f). Jesu Gott fordert mit einer Härte, der kein
menschlicher guter Wille gewachsen ist. Nur wenn man das bedenkt, hört man
Jesu Gnadenpredigt richtig: Gott ist dem Menschen, der keine Leistung mehr
für sich geltend machen kann, unbegreiflich gnädig. Weil sich der Zöllner im
Gleichnis (Lk 18,10ff) als Sünder bekennt und um
Gnade bittet, sind er und der ‘verlorene Sohn’ (Lk15,1ff)
Vorbild für das Verhalten des Menschen zu Gott - nicht weil sie gesühnt haben, sondern weil sie
nicht mehr in dem
Wahn befangen sind, ein Verdienst in die Waagschale legen zu können. Jesus
nahm sich der Zöllner, Sünder und der Dirnen an (Mt
21,31f), denn diese Menschen wussten um ihre Nichtigkeit, wussten, dass sie
sich auf nichts berufen konnten als auf das Erbarmen Gottes. Gottes Liebe ist
keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Erbarmen, das alles Denken
übersteigt (59). Bei Jesus fehlen die apokalyptischen
Bilder des Täufers und der Ton der Angst vor dem Kommen Gottes. Der Begriff
der ‘frohen Botschaft’ hat sich an die Predigt Jesu geknüpft, nicht an die des Johannes.
Wenn die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer zu den unbezweifelbaren
Ereignissen des historischen Lebens Jesu gehörte, dann würde zwischen dem
Gottesbild Jesu, das ihn zum Täufer gehen ließ, und dem, das seinem eigenen
Wirken zugrundelag, ein Wandel von
außerordentlicher Tiefe liegen. Jesus müßte
unmittelbar bei oder nach der Taufe einen inneren Umbruch erlebt haben, der
bis ins Innerste ging und ihn überhaupt erst zu dem werden ließ, als den ihn
dann die Evangelien auf ihre Weise geschildert haben (60). Um diesen gravierenden Wandel zu
erklären, hat man die These aufgestellt, dass im Leben Jesu eine
Berufungsvision stattgefunden haben muß. Die
Evangelien vermitteln nicht
den Eindruck, dass Jesus seinen Jüngern von dieser Schicksalsstunde, an die
sich die große Wende seines Lebens knüpft, erzählt habe: “und als ich aus dem
Wasser stieg, da...”. Dann aber rückt die
Taufgeschichte mit ihren Einzelheiten zu andern synoptischen Erzählungen, die
auch nicht auf
einen menschlichen Zeugen zurück gehen können, wie die Versuchungsgeschichte
und die Geschichte von Jesu Gebet in Gethsemane,
das auch nicht
Jesus selbst seinen Jüngern erzählt haben kann, weil er unmittelbar danach
gefangengenommen wurde. Diese Geschichten sind vielmehr Versuche der
Gemeinde, ihren Eindruck vom Verhalten Jesu anschaulich wiederzugeben. Die
Taufgeschichte will nicht
eine innere Erfahrung Jesu beschreiben, sondern dem Leser sagen,
wer dieser Jesus eigentlich ist, von dem nun die ganze Schrift des Markus handeln wird. Wer
die Taufe Jesu als historische Gegebenheit annimmt, der muß
mit jenem inneren Umbruch bei Jesus rechnen, den seine Lehre in Wort und Tat nicht verrät. Jesus macht
überall, wo er von Gottes Erbarmen spricht, nicht den Eindruck, dass er selbst als ein
‘verlorener Sohn’ zu dieser Gewissheit um Gott gekommen ist (61). Man hat andere Auswege aus diesem
Dilemma gesucht, z.B. Jesus sei aus tiefer Demut zum Täufer gegangen, weil er
nicht den Schein
erwecken wollte, er sei besser als die anderen. Hier würde alle Demut nichts
daran ändern, dass Jesus sich zu einem falschen Gottesbild bekannt hätte.
Dasselbe gilt von dem Hilfsgedanken: Jesus habe mit dem Gang zum Täufer seine
Solidarität mit den anderen Menschen bekunden wollen. Beide Versuche sind
unternommen worden, als man sich von dem Inhalt und den inneren
Voraussetzungen der Täuferpredigt noch nicht hinreichend Rechenschaft gegeben hatte. Die Urgemeinde hat, dem Handeln Jesu
zuwider, die Taufe zur Bedingung für den Eintritt in die christliche Gemeinde
gemacht. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen hat sie die Taufe mit dem
Geistempfang zur Einheit verbunden. Nicht alte historische Tradition, sondern Rückspiegelung
der urschristlichen Erfahrung ins Leben Jesus hat
zur Entstehung dieser Erzählung geführt (Hae 62). W. Bauer: Die Christenheit hat sich mit
allerlei nachträglich abfinden müssen, auf das sie sich zunächst unbedenklich
eingelassen hatte und von dem es unter veränderten Verhältnissen keinen
einfachen Rücktritt mehr gab. Da hatte man anfänglich erzählt, dass auch
Jesus getauft
worden war, froh, auf diesem Wege den christlichen Brauch im Leben Jesu
verankern zu können. Dann hatte man mit Andersgesinnten schwere Mühe, die
Überlegenheit Jesu über Johannes glaubhaft zu machen oder darzutun, was Jesus
sich von der Taufe der Sündenvergebung hätte versprechen können (B. 228). Barth, Gerhard, Die Taufe in
frühchristlicher Zeit, 2002, 38f Bauer, Walter, Rechtgläubigkeit und
Ketzerei im ältesten Christentum, 21964 Becker, Jürgen, Das Evangelium nach
Johannes, 31991, 707f Bultmann, Rudolf, Die Geschichte der
synoptischen Tradition, 1970 Haenchen, Ernst, Der Weg Jesu, 1966, 57ff
(referiert in wörtl. Anlehnung) Lohfink, Gerhard, Der Ursprung der
christlichen Taufe, in ThQ 156, 1976, 35-54 Marxsen, Willi, Exegese und Verkündigung, in: ThEx NF 59, 1957, 17 Thyen, Hartwig, Studien zur Sündenvergebung,
81970 Vögtle, Anton, Herkunft und
ursprünglicher Sinn der Taufperikope Mk 1,9-11, in: Offenbarungsgeschehen und Wirkungsgeschichte,
1985,88ff (referiert in wörtl. Anlehnung) |
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