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So fühlen wir im Sinn des Weihnachtsfestes etwas, was aus weiter Ferne zu
uns kommt, was aber schon in uralten Zeiten immer gefeiert wurde. Bei
richtiger Erkenntnis wird das Fest wieder eine viel höhere Bedeutung für uns
erlangen. Auch der Baum wird uns wichtiger werden als Sinnbild jenes
Paradiesbaumes, den Sie alle aus der Genesis kennen. Das Paradies ist ja ein
Bild für die höhere Menschennatur, an der nichts Böses hängt. Erkenntnis
konnte nur errungen werden auf Kosten des Lebens. Wie dies angesehen
wurde von denen, die da wussten, soll eine Legende erläutern: Als Seth wieder
zum Paradies hingehen wollte, ließ ihn der Cherub mit dem feurigen Schwert
herein. Da fand er, dass der Baum des Lebens und derjenige der Erkenntnis
miteinander verschlungen waren. Auf die Weisung des Cherubs durfte er drei
Samenkörner von diesem vereinigten Baume nehmen. Der Baum stellt dar,
was der Mensch einst werden soll und was erst der Eingeweihte bereits
erreicht hat. Als Adam gestorben war, nahm Seth die drei Samenkörner und
steckte sie in Adams Mund. Daraus entspross ein flammender Busch, worin die
Worte standen: «Ejeh Asher ejeh» - «Ich bin, der da ist, war und sein wird.»
Weiter erzählt die Legende, Moses habe daraus seinen Wunderstab
angefertigt. Später sei vom selben Holze das Tor des salomonischen Tempels
erbaut worden. Dann sei ein Stück davon in den Teich Bethesda gefallen und
habe ihm Wunderkraft verliehen. Und endlich sei daraus das Kreuz Christi
geformt worden. Es ist ein Bild für das absterbende, im Tode vergehende
Leben, das in sich die Kraft hat, neues Leben hervorzubringen.
Ein großes Symbol steht vor uns: das Leben, das den Tod überwunden hat, das
Holz aus dem Samenkorn des Paradieses. Dieses untergehende und neu
entstehende Leben stellt uns das Rosenkreuz vor. Nicht ohne Grund sagte der
große Goethe daher:
Die Bedeutung des Christfestes vom geisteswissenschaftlichen Standpunkt (15.12.1906)
RUDOLF STEINER
[85]
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Die Geburt des ewigen
Menschen im zeitlichen Leben zu empfinden, das soll für uns die Christus-
Idee, die Weihnacht sein. Auf sich anwenden muss es der Mensch jetzt schon:
«Das Licht scheint in die Finsternis», und allmählich muss die Finsternis das
Licht begreifen. All die Seelen, in denen die Weihnacht den richtigen Funken
erregt, werden lebendig fühlen, was die Weihnacht in ihnen geboren werden
lässt, die Fähigkeit, die sich ihnen zur Kraft entwickeln wird, die sie
instandsetzen wird, so zu sehen, zu fühlen, zu wollen, dass sich der Spruch
umkehrt und es heißt: Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis
hat das Licht nach und nach begriffen.
RUDOLF STEINER ONLINE ARCHIV
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3. Auflage 2009  GA 97   Rudolf Steiner
 
 
 

   

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